Photo von einer Interviewpartnerin. Wegen der gesellschaftlichen Stigmatisierung von Menstruation bedeckt eine Interviewpartnerin ihr Gesicht mit einer Maske, als sie über Probleme während ihrer Periode spricht.

Aufklärung gegen Menstruations­diskriminierung in Bangladesch und Nepal

Weltweit erfahren Frauen und Mädchen Diskriminierung während ihrer Menstruation. Insbesondere in den ländlichen Gebieten Bangladeschs und Nepals stoßen sie auf viele Schwierigkeiten. CCP Alumni Proma Parmita und Diwakar Rai wollen das ändern. Im Rahmen ihrer CCP Synergy Cooperation haben sie ein Aufklärungsvideo über Menstruationshygiene erstellt, um Stigmata zu bekämpfen. Proma Parmita erklärt die Herausforderungen, mit denen Frauen konfrontiert sind.

Wie entstand die Idee, ein Aufklärungsvideo über Menstruation zu produzieren?

Proma: Sowohl in Nepal als auch in Bangladesch ist es ein Tabu, über Menstruation zu sprechen. Vor allem Mädchen aus den ländlichen Gebieten haben in dieser Zeit mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen. Mit dem Video, in dem sie sehen können, wie andere Mädchen über ihre Menstruation sprechen und ihre Erfahrungen teilen, wollen wir die Botschaft verbreiten, dass es in Ordnung ist, während der Menstruation Probleme zu haben und darüber zu sprechen.

Zwei Mädchen in der Rückenansicht, die sich die Hände waschen.
In ländlichen Gebieten gibt es in den Schulen oft keine angemessenen sanitären Einrichtungen, in denen die Schülerinnen ihre Baumwolltücher reinigen können, die sie während der Menstruation verwenden. © Proma Parmita und Diwakar Rai

Mit welchen Problemen haben sie zu kämpfen?

Proma: Besonders in ländlichen Gebieten haben die wenigsten Mädchen und Frauen Zugang zu sicheren Hygieneartikeln. Die meisten benutzen immer noch Baumwollstoffe. Wenn diese Stoffe nicht richtig gewaschen und getrocknet werden, können sich dort leicht Bakterien ansammeln, die gesundheitliche Probleme wie Hefepilzinfektionen oder in extremen Fällen sogar Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Normalerweise waschen sie den Stoff und verstecken ihn zum Trocknen hinter einem Fenster oder in ihrem Zimmer, was bei dem feuchten Wetter schwierig ist.

Da unsere Organisation den Zugang zu sicheren Menstruationsprodukten nicht direkt verbessern kann, versuchen wir zumindest, die Mädchen darüber aufzuklären, wie sie die Mittel, die ihnen zur Verfügung stehen sicher verwenden können.

Die geringen Informationen über Menstruation vor Ort sind ein ernstes Problem. Da niemand offen über das Thema spricht, wissen viele Mädchen nicht, wie sie sich Hilfe holen können.

Proma Parmita

Wie unterscheidet sich der Zugang zu Informationen über Menstruation in Bangladesch zwischen ländlichen und städtischen Gebieten?

Proma: In Städten spielt das Internet eine wichtige Rolle. Mädchen im Alter zwischen 13 und 19 Jahren haben über ihre Smartphones Zugang zum Internet und finden dort Informationen. In ländlichen Gebieten hingegen gibt es viele falsche Vorstellungen über Menstruation.

Die einzigen Informationsquellen sind andere Mädchen, Mütter oder weibliche Familienmitglieder, die ebenfalls nicht richtig darüber aufgeklärt wurden. Eltern in städtischen Gebieten können mit ihren Töchtern zur Arztpraxis gehen, wenn sie sich unwohl fühlen. In ländlichen Gebieten ist der Zugang zu Gesundheitseinrichtungen begrenzt. Wer nicht ernsthaft krank ist, geht nicht zum Arzt. Menstruationsbeschwerden und Frauengesundheit im Allgemeinen werden übersehen. Sie werden meist nicht diagnostiziert oder behandelt. Dabei können diese Probleme später, wenn die Mädchen in ihren 20ern oder 30ern sind oder versuchen, ein Kind zu bekommen, schwere Folgen haben. Deshalb versuchen wir zu vermitteln, wie wichtig es ist, dass Mädchen ihre Beschwerden schon in der frühen Jugend diagnostiziert bekommen.

Viele Frauen bei der landwirtschaftlichen Arbeit.
Angesichts langer Arbeitstage und begrenzter Ressourcen werden Gesundheits- und Menstruationsprobleme von Frauen in ländlichen Gebieten meist ignoriert. © Proma Parmita und Diwakar Rai

Wie hast du dich informiert, als du deine erste Periode hattest?

Proma: Als ich meine erste Menstruation hatte, hatte ich noch keinen Zugang zum Internet. Ich hörte zum ersten Mal von einer Klassenkameradin davon - und alles, was sie mir erzählte, war Blödsinn (lacht). Wenn ein Thema so Tabu ist wie die Menstruation, entstehen automatisch viele Mythen. Als meine Periode einsetzte, gab mir meine Mutter eine Damenbinde, erklärte mir, wie ich sie benutzen sollte, und das war's, ich hatte keine anderen Informationsquellen. In der Schule gab es nur einige Absätze in den Schulbüchern, die keine besonders klaren Informationen lieferten. Ich stand vor dem gleichen Problem wie die Mädchen auf dem Land heute. Anfang der 2000er Jahre wurde in Bangladesch noch weniger offen darüber gesprochen, selbst in dem städtischen Gebiet, in dem ich aufwuchs. Ich möchte nicht, dass die nächsten Generationen mit den gleichen Problemen konfrontiert werden wie ich. Ich möchte zugängliche Informationsangebote schaffen, die ihre Fragen beantworten können.

Eine Ärztin sitzt an einem Schreibtisch und schreibt etwas in ein Notizbuch. Zwei Mädchen stehen am Rand des Tisches und schauen ihr zu.
Eine Ärztin besucht Dörfer in Nepal, wo der Zugang zu Gesundheitsdiensten begrenzt ist. © Proma Parmita und Diwakar Rai

Wie erreicht das Video die Mädchen in den ländlichen Gebieten?

Proma: Um sie zu erreichen, mussten wir Eltern, Schullehrer:innen und Entwicklungshelfer:innen einbeziehen. Es ist wichtig, dass sie ein Bewusstsein für die Probleme der Mädchen haben, sie ernst nehmen und Informationen mit ihnen teilen. Wir haben mit Bildungseinrichtungen in ländlichen Gebieten zusammengearbeitet und den Lehrkräften erklärt, warum es wichtig ist, Mädchen über ihre Menstruation aufzuklären.

Wie haben die Lehrer:innen reagiert?

Proma: Sie waren interessiert, aber die meisten von ihnen sagten, sie seien sich nicht sicher, wie die Schüler:innen reagieren würden. Einige Lehrer:innen befürchteten, dass sich die Mädchen unwohl fühlen könnten, vor allem wenn männliche Schüler anwesend sind. Ich denke jedoch, dass es wichtig ist, Jungen einzubeziehen, damit sie wissen, was ihre Mitschülerinnen durchmachen. Viele Jungen hänseln Mädchen während ihrer Periode. Wir sagen ihnen, dass sie nichts Negatives zu ihren Mitschülerinnen sagen sollen, wenn sie sehen, dass sie Probleme mit der Menstruation haben.

Man sieht vier junge Frauen und einen jungen Mann beim Schulunterricht.
Schüler in Nepal und Bangladesch lernen in der Schule nichts über Menstruation. Das Thema ist von Scham und Mythen umgeben. © Proma Parmita und Diwakar Rai

Wir versuchen, mit allen Schüler:innen zu sprechen und ihnen zu erklären, dass Menstruation ein normaler reproduktiver Prozess ist, für den sich niemand schämen muss.

Proma Parmita
Nahaufnahme zu den Gesichtern von drei Mädchen. Sie schauen ernst.
Schülerinnen wissen oft nicht, wie sie mit Problemen während der Menstruation umgehen und wo sie Hilfe suchen können. © Proma Parmita und Diwakar Rai

Welche Schwierigkeiten gab es bei der Erstellung des Videos, das ein so sensibles Thema behandelt?

Proma: Als wir einige der Mädchen einluden, über ihre Erfahrungen während der Menstruation zu sprechen, waren sie zunächst einverstanden. Aber als sie auftauchten und all die Kameras und auch den männlichen Kameramann sahen, zögerten sie. Einige von ihnen sagten sogar vor Ort ab, und wir mussten die gesamten Dreharbeiten verschieben und andere Personen suchen. Einige wollten ihr Gesicht unkenntlich machen oder trugen Masken. Diese Reaktionen zeigen, dass es noch viele gesellschaftliche Stigmata gibt, die wir bekämpfen müssen.

Abgesehen von dem Videoprojekt, wie unterstützt die Organisation "Konna Wellbeing Ltd." Frauen und Mädchen in Bangladesch?

Proma: Konna bedeutet Mädchen auf Bengalisch. Wir konzentrieren uns nicht nur auf Menstruation, sondern auf alle Gesundheitsprobleme, mit denen Frauen und Mädchen konfrontiert sind, um ihr allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Wir verbreiten die Botschaft, dass sie sowohl auf ihre körperliche als auch auf ihre mentale Gesundheit achten sollten, und versuchen, den Zugang zu medizinischen Angeboten zu erleichtern. Wir arbeiten auch an einer App, die als Menstruationstracker fungiert und Frauen mit medizinischem Fachpersonal in Verbindung bringt. Weitere Aktivitäten, die wir in ländlichen Gebieten durchführen, sind Gesundheitsscreenings, bei denen wir den allgemeinen Gesundheitszustand von Menschen, die keinen regelmäßigen Zugang zu Gesundheitseinrichtungen haben, kostenlos überprüfen.

Konna Wellbeing Ltd. hilft Frauen in Bangladesch, besseren Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Dieses Projekt wurde im Rahmen einer CCP Synergy-Kooperation realisiert. Auf der CCP Synergy Website gibt es mehr Informationen zum Förderprogramm. Das Interview führte Paulina Schilling.

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Redaktion und Autoren
Man sieht ein Portrait von Proma Parmita.
Proma Parmita

Proma Parmita ist eine CCP Alumna aus Bangladesch und hat ihr Stipendium im Jahr 2015 bei der Organisation Eine Welt Netz in Düsseldorf absolviert. Sie ist Entwicklungsarbeiterin mit einem starken Fokus auf Sozialforschung. Neben ihrer Arbeit in der sozioökonomischen Entwicklung gründete sie 2021 Konna Wellbeing Ltd. mit, um die Gesundheitsversorgung für Frauen und Mädchen zugänglicher und erschwinglicher zu machen.

CrossCulture Programm

Das CrossCulture Programm (CCP) ermöglicht Berufstätigen und freiwillig Engagierten einen Blick über den kulturellen Tellerrand! Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sammeln in Gastorganisationen in Deutschland oder in einem der über 40 Partnerländer professionelle Erfahrungen. Ziel der berufsbezogenen Aufenthalte ist es, zivilgesellschaftliche Netzwerke zwischen Deutschland und der Welt nachhaltig zu stärken.