Auf dem Bild sieht man eine Schwarze Frau, die vor einem Tisch sitzt. Es ist Amina Ousman-Daouda. Auf dem Tisch vor ihr ist ihr Buch "Black is Beautiful" zu sehen. Hinter ihr ist eine Wand, auf der Portraits aufgehängt sind.

"Black is Beautiful – Safe Space": Stuttgarter Fotografin und Aktivistin über ihr Projekt

Juliane Tombiri hat die Stuttgarter Fotografin und Aktivistin Amina Ousman–­Daouda getroffen. Sie sprach mit ihr über ihre künstlerischen Projekte, den Podcast „Black is Beautiful – Safe Space“ und ihre Arbeit in der Stadt­gesell­schaft. Das Interview entstand im Rahmen des Black History Month 2024, an dem sich das ifa mit unterschied­lichen Projekten beteiligt.

"Das ist meine Art von Aktivismus", sagt Amina Ousman-Daouda, wenn sie über ihre kreative Arbeit spricht. Die 32-jährige Stuttgarterin studierte visuelle Kommunikation, ist Fotografin und stellt in ihrer Podcast-Reihe "Black is Beautiful" Menschen vor, die in Deutschland leben und Bezüge unter anderem zu Mozambik, Benin, Nigeria und Kamerun haben. In ihrem Podcast erzählen sie ihre Geschichte und teilen ihre Erfahrungen mit Geschlechterzuschreibungen, Identität und wie das Thema Schönheit ihr Leben geprägt hat.  

Deshalb heißt der Podcast "Black is Beautiful – Safe Space" – es geht darum, wie man die Stadt in der man lebt zu einem saferen place machen kann.

Amina Ousman-Daouda

Im Gespräch mit Amina Ousman-Daouda spürt man die Leidenschaft hinter all ihren Projekten. Ihre Projekete erstreckten sich nicht nur auf ihre "Herzensprojekte", sondern auch auf die Atmosphäre innerhalb der Black Community in Stuttgart und die Besonderheit, ein Teil davon zu sein. "Deshalb heißt der Podcast auch Black is Beautiful – Safe Space: es geht darum, wie man die Stadt in der man lebt zu einem saferen place machen kann. Wie man sich eine bessere Gesellschaft vorstellt und was für einen Beitrag man selbst leistet", beschreibt sie ihr Ziel, in der Stadtgesellschaft mitzuwirken.  

Mit ihrem Fotoprojekt Black is Beautiful und ihrem Instagram Account zeigt sie seit dem Jahr 2020 Portraitfotografien aus der Black Community Stuttgarts. Ihr Ansporn: zu zeigen, wie vielfältig, außergewöhnlich und schön die Black Community ist. Sie verhandelt dabei Themen wie Selbstbewusstsein, Identität und Kreativität. Zu Beginn fotografierte sie ihre Familienmitglieder, kurz darauf Freunde und Bekannte, und bald kamen Menschen auf sie zu, die Teil der Aktion sein wollten. Die Beweggründe sich vor ihre Kamera-Linse zu begeben, waren unterschiedlich: manche wollten die Botschaft ihres Projekts unterstützen, aber "teilweise waren die Menschen auch einfach stolz ein Teil des Ganzen sein zu können", sagt Amina.

Auf dem Bild sieht man zwölf IG Kacheln mit Portraits von Schwarzen Menschen zum Thema "Black is Beautiful"
Aus dem Porträt-Band Black is Beautiful, Foto: Amina Ousman-Daouda

Insgesamt entstanden 48 Porträts, die sie in ihrer ersten Publikation sammelte und veröffentlichte. Das Projekt erzeugte viel positives und berührendes Feedback. Sie sagt dazu: "Dass es den Menschen so viel bedeutet, hat mich einfach bewegt. Es hat all meine Erwartungen übertroffen." Ihre Bilder erzählen Geschichten, die inspirieren und verbinden.

Aus dieser Erfahurung heraus, entwickelte sie die Idee, nicht nur Bilder, sondern auch Geschichten aus der Black Community zu teilen. Nachdem Amina selbst bei dem Podcast, "sprich Stuttgart" von Stephan Ferdinand eingeladen wird, kommt ihr der Gedanke, ob ein Podcast nicht die beste Möglichkeit wäre, tiefer in die Geschichten der Menschen, die sie bisher nur fotografisch festgehalten hatte, einzudringen. So entsteht die Podcast-Serie Black is Beautiful – Safe Space. "Ich fühle mich sehr verwurzelt in der Black Community. Ich habe so viele inspirierende und kreative Menschen kennengelernt. Ich finde es cool, dass man sich immer wieder aufs Neue connecten kann und gemeinsam Neues schafft."

Man sieht das Logo des Black is Beautiful Projektes. Es ist ein weißer Schriftzug mit einem großen Schriftzug "Black", bei dem das A umgedreht ist. Darunter ist ein kleinerer Schriftzug mit "is Beautiful". Der Hintergrund ist schwarz.
Foto: Amina Ousman-Daouda

In dem Podcast, der mittlerweile über 20 Folgen umfasst, spricht Amina mit all denen, die sie bereits fotografiert hat über "Schönheit, Vorurteile und safe space." Durch die immer gleichbleibende Struktur der Gespräche malt ihr Podcast ein buntes Bild aus Meinungen, Erfahrungen und Wünsche der Black Community.

Während des Gesprächs kam auch Aminas bisheriger Werdegang ihr persönlicher Weg zum Aktivismus zur Sprache: Mit einem Einblick in ihre bisherigen Erfahrungen und ihr Selbstbild als Schwarze Person in Deutschland, spricht sie darüber inwiefern das Arbeiten an diesen Projekten Einfluss auf ihr Gefühl für Identität und Zugehörigkeit hat. "Ich habe viel über meine Vergangenheit nachgedacht. Und festgestellt, dass ich viele Dinge einfach habe passieren lassen. Ich habe Leuten viel durchgehen lassen. Dementsprechend hatte ich dann zeitweise auch das Gefühl nicht so viel Rassismus erfahren zu haben, bis ich dann eben genauer über einiges nachgedacht habe. Durch meine Projekte habe ich viel davon aufgearbeitet."  

Zusätzlich zu ihren eigenen Erfahrungen, gab es einen Moment in Aminas Leben, der für sie den Anfang ihres aktivistischen Handels markierte: Im Jahr 2020, wurde George Floyd, ein afroamerikanischer Mann, durch Polizeigewalt ermordet. Dieses Ereignis hatte einen starken Einfluss auf die Gesamtheit der Black Community und führte zu zahlreichen Demonstrationen unter dem Motto "Black Lives Matter". Auch in Stuttgart wurde deutlich, dass die Schwarze Community bewegt ist, Präsenz zeigt und somit Teil des weltweiten Aktivismus werden möchte. Im Zuge der großen "Black Lives Matter"-Demonstration im Juni 2020 fanden parallel auch "Silent Demos" statt. Es war solch eine "Silent Demo", die Amina tief berührte: "Seitdem möchte ich aktiv einen positiven Beitrag innerhalb der Black Community in Stuttgart leisten". 

Am Anfang war es einfach selbstverständlich, aber mittlerweile habe ich Verantwortung für meine Arbeit. Dadurch das ich mit der Zeit auch immer mehr über Rassismus gelernt habe und meine Kanäle eine gewisse Reichweite erreicht haben, fühle ich eine starke Verantwortung.

Amina Ousman–Daouda
Auf dem Bild sieht man einen Ausschnitt eines aufgeschlagenen Buches. Auf der linken Seite ist ein Bild und auf der rechten Seite ein Text zu sehen. Das Bild zeigt eine Schwarze junge Frau mit kurzen Haaren und einem schwarzen Pullover.
Aus dem Porträt-Band Black is Beautiful, Foto: Amina Ousman-Daouda

Über das Arbeiten an ihren eigenen Projekten, das Unterstützen Anderer und das stetige Lernen hat Amina einen Weg gefunden, ihre Kreativität und ihre Überzeugungen zu verbinden: "Am Anfang war es einfach selbstverständlich, aber mittlerweile habe ich Verantwortung für meine Arbeit. Dadurch das ich mit der Zeit auch immer mehr über Rassismus gelernt habe und meine Kanäle eine gewisse Reichweite erreicht haben, fühle ich eine starke Verantwortung".

 

Aminas kraftvolle Botschaft ist auf "Black is Beautiful – Safe Space" nachzuhören. 

Ihr Fotoprojekt Black is Beautiful ist auf Instagram unter der @blvck_isbeautiful zu sehen. 

Redaktion und Autoren
Porträt Juliane Tombiri, Foto: Juliane Tombiri
Juliane Tombiri
Gestalterin

Juliane Tombiri studierte visuelle Kommunikation an der Merz-Akedemie in Stuttgart. Sie arbeitet als Gestalterin in Stuttgart.